Die Marktkirche ist eines der ältesten Bauwerke der Stadt Aschersleben im Landkreis Salzland und war bis zur Reformation die Klosterkirche eines Konventes der Franziskaner. Die Kirche geht offensichtlich zusammen mit der ehemaligen Franziskanerkirche in Prenzlau, mit der sie große Ähnlichkeiten aufweist, auf eine Stiftung der Askanier zurück. Das Bauwerk ist wie Prenzlau eines der wenigen Gotteshäuser der Franziskaner, in denen bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts Gewölbe angelegt waren, die jedoch, möglicherweise wegen des um 1250 erlassenen Wölbungsverbotes durch den Orden bzw. wirtschaftlichen Engpässen, erst ein halbes Jahrhundert später ausgeführt wurden. Ein weiteres bedeutendes architektonisches Merkmal dieses Bauwerks ist das reduzierte Zweiturm-Motiv an der Westseite, das seine Entsprechung an den bedeutenden askanischen Hauskirchen der Zisterzienserklöster in Lehnin und Chorin findet. In dieser Gruppe ist Aschersleben das früheste Beispiel. Genaue Gründungsdaten sind nicht überliefert, jedoch kann das Bauwerk durch historische Indizien und stilistisch um 1240/50 datiert werden. Angeregt durch die stilistische Datierung wurde eine Untersuchung des Dachwerkes der schlichten Saalkirche durchgeführt, die jedoch eine Errichtung des Dachwerkes im 13. Jahrhundert ausschloss. Die Kartierung der Abbundzeichen ergab drei relativ regelmäßige Abbundeinheiten und verwies auf das späte 13. Jahrhundert. Die Vermutung konnte schließlich durch die einheitliche dendrochronologische Datierung der Tannenhölzer in den Winter 1307/08 präzisiert werden. Da die Hölzer sichtbar saftfrisch verbaut wurden, wird die Errichtung des Dachwerkes wohl spätestens 1308 erfolgt sein. Insgesamt besitzt die Konstruktion 34 Gespärre, bei der je fünf Leergespärre auf die in den Dachraum ragenden Gewölbekappen Rücksicht nehmen. Zwischen diesen stehen jeweils drei Vollgespärre. Am Übergang von Laien- und Chorbereich vom dritten zum vierten Joch befinden sich noch die Sassen einer Dachreiterkonstruktion. Die Gründe für die Errichtung des jüngeren Dachwerks sind nicht klar ersichtlich. Weder kann eine Zerstörung eines älteren Dachwerks nachgewiesen werden, noch legt der Bauzusammenhang nach bisheriger Erkenntnis eine Veränderung am Kirchenbau nah. Vielleicht musste das Dachwerk im Zusammenhang der Einwölbung in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erneuert werden, jedoch war eine solche schon um 1240/50 vorgesehen.
Maßnahmen: Gefügeuntersuchung, Entnahme von Holzproben, Laboranalyse
Bearbeiter: Achim Todenhöfer (bauhistorische Untersuchung, Kartierung), Frank Högg (dendrochronologische Beprobung), Thomas Nitz (Kartierung Abbundzeichen), Thomas Eißing (Laboranalyse)
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