 Das ehemalige Rathaus, auch schlicht als Ratskeller bezeichnet, im Herzen Lobedas dokumentiert die bis 1946 dauernde kommunale Selbstverwaltung der fünf Kilometer von Stadtzentrum Jenas gelegenen Kleinstadt. Gegründet von den Herren von Lobdeburg, wird der alte thüringische Winzerort oberhalb der Saale 1284 erstmals urkundlich als Stadt bezeichnet. Ein Rathaus ist bereits Ende des 15. Jahrhunderts bezeugt, nachdem möglicherweise ein erster Vorgängerbau in den Wirren des Sächsischen Bruderkrieges Mitte des 14. Jahrhunderts zerstört wurde. Die bauhistorische Untersuchung im Zuge eines Sanierungsvorhabens ergab insgesamt zwölf substanziell nachgewiesene Bauphasen vom 15. bis 20. Jahrhundert. So erhielten sich in den Kellerräumen Reste der spätmittelalterlichen Anlage und frühneuzeitliche Erweiterungen. Beim großen Stadtbrand 1640, der offenbar durch Einquartierung französischer Truppen ausgelöst wurde, brannte das Rathaus bis auf die Kellermauern ab. Das danach errichtete Gebäude war oberhalb des Werksteinsockels ein reiner Fachwerkbau mit einem zentralen ca. 10 x 9 Meter großen Ratssaal im Obergeschoss, der von Appartements flankiert wird. Im Erdgeschoss bildet die Eingangsdiele den Mittelpunkt. Bis zum späteren Einbau einer Gaststätte waren seitlich der Diele weitere Amtsräume untergebracht. Die dendrochronologische Untersuchung ergab einen Wiederaufbau jedoch erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Dies scheint die chronikalische Überlieferung zu bestätigen, dass Lobeda von allen jenaischen Ämtern des ernestinischen Herzogtums Sachsen-Weimar bzw. Sachsen-Jena im Dreißigjährigen Krieg die größten Schäden zu verzeichnen hatte und damit offenbar die materielle Grundlagen für einen baldigen Aufbau fehlten.
Maßnahmen: bauhistorische Dokumentation (Baubeschreibung, Archivforschung, Befundaufnahme und -beschreibung, dendrochronologische Untersuchung, Baualterspläne, fotografische Dokumentation, denkmalpflegerische Empfehlungen für die Sanierung
Bearbeiter: Achim Todenhöfer
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