Die Marienstraße 8 in Naumburg im Burgenlandkreis ist ein traditionelles Gebäudeensemble, das aus mehreren um einen Innenhof gruppierten Gebäuden mit Laubengängen besteht. Im 19. und 20. Jahrhundert waren die Gebäude durch den Einbau eines Ladenlokals in die ehemalige Toreinfahrt, einer neuen zweiläufigen Treppenanlage, durch die Verschalung der Laubengänge und Verputzung aller Flächen fast bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Die Untersuchung führte zu dem Ergebniss, dass umfangreiche bauzeitliche Substanz erhalten geblieben war und das Gebäude eine bewegte Baugeschichte besaß. Aus der Erbauungszeit um 1535 (d) wurden unter anderem ein profilierter Tragbalken und zwei Fenstergewände aus qualitätvoll bearbeiteten Werkstein freigelegt. An der Außenfassade erhielt sich Fachwerk mit einer seltenen Sichtausfachung mit Ziegelsteinen in Fischgrätenmuster. Weiterhin konnte im 1. Obergeschoss die vollständige Wand einer Bohlenstube (1471/75 d) freigelegt werden, die vermutlich aus einem Vorgängerbau entnommen und sekundär eingebaut wurde. Die Anlage bestand aus seperaten straßenseitigen Wohngebäuden, die nach einem Stadtbrand 1531 neu errichtet werden mussten. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts folgte das Hintergebäude und ein Laubengang. Aus dieser Zeit erhielt sich ein Kücheneinbau mit Gewölbe. Um 1642 wurde der Komplex umgestaltet und die Vorderhäuser zusammengeführt. Im 1. Obergeschoss des südlichen Vorderhauses konnte aus dieser Zeit hinter einer Verschalung eine spiralförmig geschnitzte Stützsäule für den Dielenbalken freigelegt werden. Den Hof umgaben seit dieser Zeit auf drei Seiten Laubengänge.
Maßnahmen: restauratorische Farbuntersuchung, bauhistorische Untersuchung, dendrochronologische Beprobung
Bearbeiter: Achim Todenhöfer (Bauforschung, rest. Farbuntersuchung, Pläne, Isometrien), Marion Wolf (restauratorische Farbuntersuchung), Mark Bettge (Dendrochronologie)
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